Diese Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Fähigkeit zu lernen ist kostbar.
Und sie ist sogar so kostbar, dass es in jüngerer Zeit eben auch Bestrebungen gibt,
dem Lernen der Fähigkeit zu lernen, sozusagen Medikamenten auf die Sprünge zu helfen.
So hat etwa der Chefredakteur der renommierten Fachzeitschrift Nature unlängst vorgeschlagen,
man solle in Analogie zum körperlichen Doping, zum Doping im Sportbereich,
so was Ähnliches auch erlauben, also Doping fürs Gehirn gewissermaßen,
und man solle Mittel freigeben, der eine könnte das dann eben mit Espresso machen,
der nächste mit Meditation und wieder andere eben dann am Ende mit Tabletten.
Und ganz interessant ist, dass die AK-Studie, die eben unlängst durchgeführt wurde, ergeben hat,
dass fünf Prozent der Befragten berichten, sie würden während der Arbeitszeit,
oder hätten schon mal während der Arbeitszeit Leistungs-, also kognitive Leistung steigern,
dem Mittel genommen, um sozusagen dann auch bei der Arbeit fit und konkurrenzfähig zu sein.
Und die Frage ist eben, wenn man sich jetzt die Folie hier anschaut,
gibt es sowas wie den Nürnberger Trichter, also gibt es die Möglichkeit,
sozusagen auf einfache Art und Weise unsere Lernfähigkeit zu steigern,
und gibt es dazu eben auch andere Möglichkeiten als beispielsweise durch Medikamente?
Oder, und darauf werde ich auch zu sprechen kommen, gibt es auch Grenzen,
also ist die Lernfähigkeit eben nicht unbegrenzt steigerbar,
und das natürlich insbesondere im Alter, um damit auch auf das übergeordnete Thema dieser Ringvorlesung zu kommen.
Lernen beinhaltet mindestens mal drei Phasen, die hier aufgelistet sind.
Zunächst mal die sogenannte Akquisition, also hier geht es, hier findet das Lernen im engeren Sinne statt.
Wir schauen uns das Material an, dass es zu lernen gilt beispielsweise.
Danach kommt die Retention, also das Behalten von Inhalten über einen längeren Zeitraum.
Wie lang da ist, das kann sehr unterschiedlich sein natürlich,
und wir wissen alle, oder wir haben alle das Gefühl, die längere Zeitraum ist, dass dann auch unser Gedächtnis schlechter wird.
Aber zumindest eine bestimmte Zeitspanne muss das Gelernte behalten werden, damit wir auch von Lernen sprechen können.
Und am Schluss steht die Reproduktion, also die erfolgreiche im Idealfall Wiedergabe des Gelernten.
Und Sie sehen es jetzt hier angedeutet, also die Differenz zwischen dem, was wir bei der Reproduktion wiedergeben können,
und dem, was wir bei der Akquisition gelernt haben, das können wir eben vergessen nennen.
Wichtig ist dabei aber, vergessen kann auf zwei Arten sozusagen erfolgen.
Auf der einen Seite kann das Wissen nicht verfügbar sein, also das ist zum Beispiel das, was wir eben erst gar nicht korrekt oder gut eingespeichert haben.
Und viel entscheidender vielleicht ist, dass das Wissen, das wir haben, eben auch teilweise nicht zugänglich ist.
Das heißt, es wäre im Prinzip vorhanden, ist also eingespeichert, aber wir können das eben in einem bestimmten Moment nicht abrufen,
zum Beispiel weil wir es nicht auffinden, dass es im Moment eine der gängigen Vergessenstheorien,
dass also das Gelernte einfach nicht auffindbar ist.
Und wir werden noch sehen später, es gibt da eben Möglichkeiten mit Hinweisreizen, das Vergessen sozusagen zu verringern.
Der Reihe nach, zunächst Akquisition, das war also die Phase des Wissenserwerbs,
und das lässt sich dann auch wieder unterteilen in verschiedene miteinander zusammenhängende,
miteinander verwobene Prozesse, nämlich enkodieren.
Da geht es um die Frage, wie, in welcher Form speichern wir überhaupt, oder wollen wir das zu Erlernende einspeichern?
Das Material, das wir erlernen wollen, können wir dann zweitens auch elaborieren.
Also wenn wir uns vorstellen, das Gedächtnis, oder was sozusagen im Gedächtnis bleibt, ist also was Ähnliches,
nennen wir es mal das Überbleibsel eines Gedankens.
Und das heißt, je intensiver wir an etwas denken, je länger wir an etwas denken, umso mehr bleibt auch davon übrig.
Darum geht es sozusagen beim Elaborieren.
Und schließlich noch, das kennen wir alle, das Wiederholen allein führt natürlich auch dazu, dass insgesamt besser gelernt wird.
Da ist dann allerdings die Frage, in welchen Zeitabständen wiederholt man, mit welchen Lücken, mit welcher Dauer, mit welchem Tempo und so weiter.
Jetzt noch mal der Reihe nach möchte ich Ihnen ein paar einfache Befunde dazu vorstellen.
Sie sehen noch mal zunächst das Enkodieren.
Presenters
Prof. Dr. Daniel Zimprich
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:28:21 Min
Aufnahmedatum
2011-06-22
Hochgeladen am
2012-01-19 10:37:45
Sprache
de-DE
Die Fähigkeit zu lernen ist kostbar. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, wie Gedächtnisleistungen verbessert werden können. Solche Möglichkeiten bestehen im Hinblick auf alle Schritte des Lernprozesses, also des Einspeicherns, des Behaltens und des Abrufens von Gelerntem. Vergleicht man die Leistung von jüngeren und älteren Personen, so zeigt sich, dass im Durchschnitt eine zwei- bis dreifache Wiederholung des Lerndurchganges ausreicht, damit ältere die Ausgangsleistung jüngerer erreichen. Allerdings bringt jede Wiederholung weniger Lernzuwachs, so dass nach sechs bis sieben Durchgängen eine asymptotische Leistung erreicht wird, die sich im Rahmen einer Lernsitzung kaum noch steigern lässt. Ganz ähnlich verhält es sich bei dem Erlernen einer Mnemotechnik (Methode der Orte). Durch das Gedächtnistraining können ältere Personen schon nach etwa drei bis vier Sitzungen die Ausgangsleistung der jüngeren erreichen, doch tritt auch hier nach etwa 20 Trainingssitzungen eine Asymptote, eine Art Grenzwert der Leistungssteigerung auf. Das bedeutet, die Lernleistung lässt sich auch im Alter schnell steigern, aber nicht unbegrenzt. Und dies ist mit gewissen Anstrengungen verbunden (z.B. Erlernen einer Mnemotechnik, Wiederholen des Materials).